Geschichte

Die Leimener Mühlen

Stadtplan mir der unteren und oberen Kübelmühle, Gemarkungsatlas 1865-69.

Getreide hatte seit frühester Zeit als Grundnahrungsmittel oder als Viehfutter für die Menschen eine große Bedeutung, insbesondere wegen seiner Lagerfähigkeit und seinem hohen Nährwert. Seit dem 8 Jh. Entstanden vermehrt Wasser- und Windkraft getriebene Mühlen. Die große Reliefenergie des Rößbachs wurde vermutlich ebenfalls früh genutzt. Im Nahrungszettelbuch, einem Verzeichnis der Hauseigentümer von 1721, werden drei von insgesamt fünf Leimener Mühlen erwähnt. Darunter die untere und obere Kübelmühle. Als Kübel bezeichnete man die oberschlächtigen Wasserräder, die sich mit Wasser füllten und insbesondere die potentielle Energie des Wassers nutzen konnten. Erwähnt wurde auch die Lochmühle, auch alte Mühle oder Eselsmühle genannt, die bereits 1476 erstmals in schriftlichen Quellen auftaucht. An deren Stelle steht heute Bucheneck. Zwischen der oberen Kübelmühle, die vor dem oberen Stadttor, am heutigen Beintweg lag und der Lochmühle, befand sich die Kistenmacher Mühle. Sie war die jüngste Mühle und wahrscheinlich um 1795 als Ölmühle errichtet worden. Die letzte Mühle war die Bayermühle, die ebenfalls im 18. Jh. Errichtet wurde. Sie wurde durch das Wasser des Gossenbrunnens angetrieben. Auf sie weist heute die gleichnamige Straße hin.

Als 1898 die zentrale Wasserversorgung für Leimen gebaut wurde und alle starken Quellen zusammengefasst wurden, war es mit der Wasserkraft des Rößbachs vorbei. Bis auf die untere Kübelmühle, die heutige Bruckersche Mühle, mussten alle stillgelegt werden. Nur die Bruckersche Mühle hatte anfangs noch genügend Wasser, wurde aber seit Mitte der 1930er Jahre mit einem Dieselmotor angetrieben.

Alter der unteren Kübelmühle oder Fleckenmühle

Spätgotisches Fenster mit Mühlenwappen (Westseite)

Über das genaue Alter des Mühlengebäudes kann gegenwärtig nur spekuliert werden. Um das Jahr 1635 ist von Leimen als einem wüstgefallenen Fleck die Rede, erst ab Mitte des 17 Jh. beginnt der Wiederaufbau. Um das Jahr 1666/1667 waren bereits wieder vier Wirtschaften und zahlreiche Handwerker am Ort. Doch schon im Holländerkrieg 1674 und 1678 fallen erneut fast alle Hofgebäude der Verwüstung zum Opfer. Wahrscheinlich erst nach der erneuten Zerstörung Leimens im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697) wurde die Mühle in der heutigen Form wieder aufgebaut. Mindestens zwei Brandhorizonte, die auf die Verwüstungen im Dreißig jährigen Krieg und die Pfälzer Erbfolgekriege zurück gehen könnten, legen nahe, dass Gebäudeteile bereits Anfang des 17. Jh. bestanden haben. Im Nahrungszettelbuch von 1721 ist von einem abgebrannten Hofplatz des westlich angrenzenden Gebäudes die Rede. Tatsächlich finden sich in der westliche Haushälfte auch Hinweise darauf, dass die ursprünglich kleinere Mühle um das Erdgeschoss des angrenzenden Nachbargebäudes erweitert wurde. Dieser abgebrannte, benachbarte Hof stand demnach giebelständig zur Heltenstraße. Auch die beiden Gewölbekeller der Bruckerschen Mühle, die aller Wahrscheinlichkeit nach spätmittelalterlich sind, beweisen eine giebelständige Bebauung der Heltenstraße vor Errichtung der Mühle Ende des 16. bzw. Anfang des 17 Jh. Auch unter dem östlich gelegenen Nachbarhaus weist der Gewölbekeller gleiche Merkmale auf.

Geschichte der Bruckerschen Mühle

Hofansicht mit Nebenhaus und Mühlengebäude, rechts angeschnitten die Scheune (von Nordosten)

Erste Hinweise über die Bewirtschaftung der Mühle liefert wiederum das schon genannte Nahrungszettelbuch. Für das Jahr 1721 wird der 57jährige Müller und Bäcker Jeremias Pfister mit Ehefrau Ursula (56 J.) und zwei Kindern als Eigentümer „einer Behausung samt Scheuer, Stallung und Kelter in der oberen Straßen sowie ein Mahlgang und [mehren weiteren Liegenschaften genannt ]“. Es ist anzunehmen, dass Pfister den Wiederaufbau und die Erweiterung der Mühle durchgeführt hat. Um 1730 kam die Mühle als Lehen an den kurpfälzischen Jagdzeugmeister Josef Seitz, der sie bis zur Übernahme durch seinen Sohn, von einem Pächter betrieben ließ. Als pfalzgräfliches Erbbestandslehen hielt die Familie den Betrieb bis zur Auflösung der Kurpfalz im Reichsdeputationshauptschluss. Am 1. März 1806 wurde sie an den Müller Bernhard Brucker verkauft, der einem Rohrbacher Müllergeschlecht entstammte und 1827-29 das Amt des Leimener Ortsschultheißen/Bürgermeisters bekleidete. Die Familie betrieb die Mühle bis 1976 und verkaufte sie 1986 an die Stadt Leimen.